Aus dem Farbkasten meiner Seele

Eine kleine Schreibroutine

Anfang des Jahres habe ich eine Challenge gestartet. Nichts Großes, sondern nur für mich. Um wieder mehr in eine Schreibroutine zu kommen, habe ich mir vorgenommen jeden Tag 10min zu schreiben. Um kein Papierchaos zu bekommen, habe ich mir ein festes Heft dafür angelegt, die zu schreibenden Tage auf der ersten Seite notiert und losgelegt. 

Doch wenn wir nun mal ehrlich miteinander sind: wer schafft es wirklich jeden Tag zu schreiben? 

Neben all den anderen Dingen. Neben dem Job, neben der Kinderbetreuung, neben dem Familienalltag, neben dem Haushalt, etc. Besonders schwer erschien es mir, wenn da noch allerlei Ideen im Kopf umher spukten und auch gerne mehr Aufmerksamkeit hätten. 

Trotzdem habe ich es tatsächlich etwa zehn Tage geschafft, konsequent jeden Tag zu schreiben. Nicht immer in dem Heft, sondern auch mal digital oder unter der Dusche, aber immerhin. Und ja, ich liebe es unter der Dusche zu schreiben. Natürlich werden das keine langen Romane, aber für kurze Notizen, Brainstorming oder Kritzeleien ist wasserfester Block im Badezimmer ideal. Unter der Dusche kann ich schön alle Gedanken wegspülen und der Fantasie freien Lauf lassen.

Nach einigen Tagen entstand in meinem 10min-Tagebuch ein Blogartikel - der erste hier in diesem Blog. Und auch wenn ich es danach nicht mehr täglich geschafft habe, mein kleines Heft zur Hand zu nehmen, so hat mir diese Übung etwas Wichtiges gezeigt. 

Der Schritt kann noch so klein sein und doch geht es voran! 

Ich gebe zu, ich vergesse an manchen Tagen 10min zu schreiben. Darum habe ich es irgendwann außen auf das Heft geschrieben. Es liegt auf meinem Schreibtisch und immer, wenn ich es zwischen all den anderen Unterlagen und Papieren sehe, werde ich nun sanft daran erinnert. So wie heute Morgen. Da habe ich mir kurzerhand meinen Füller geschnappt und 10 Minuten geschrieben. Das erste Mal in dieser Woche. Und es ist okay so. 

Täglich schreiben ist (m)ein Ideal. Durch meine kleine selbst gestellte Challenge habe ich erfahren, welch kreative Kraft darin steckt einfach nur täglich die Gedanken niederzuschreiben - ohne ein konkretes Ziel. Und ich mache das nun regelmäßig. Es muss nicht immer gleich dein nächstes Buch oder ein Artikel sein, an dem du heute schreiben musst, manchmal reicht es auch einfach nur deine Gedanken auf’s Papier fließen zu lassen. Schreibdenken. Denn Schreiben hilft. Schreiben per Hand verknüpft die Gehirnhälften wieder miteinander. Der lineare Prozess des Schreibens bringt das chaotische Denken in eine gewisse Reihenfolge und das auf ganz natürlichem Weg. Schreiben ermöglicht es uns natürliche Prioritäten zu setzen. Denn wir können nicht so schnell schreiben, wie wir denken und schaffen uns durchs Schreiben ein Nadelöhr, durch das nur die wirklich wichtigen Gedanken hindurchkommen. 

In meinem Alltagschaos vergesse ich mich manchmal selbst. Dann weiß ich für den Moment gar nicht mehr, was ich eigentlich möchte und will. Und das Schreiben gibt mir die Chance, mir selbst wieder besser zuhören zu können. Wieder mehr auf mich achten zu können. 

Schreibend geben wir unseren Gedanken und Gefühlen Raum und ermöglichen es uns damit, unsere ganz eigene Kreativität entfalten zu können. Erst wenn all das Gedankenchaos auf dem Papier Platz genommen hat, kann die Muse dich küssen. 

Und der Muse ist es egal, ob du wirklich täglich schreibst. Lass es zu, dass du das Schreiben auch mal vergessen wirst, und überlege dir, wie du dich selbst daran erinnern kannst, den Faden wieder aufzunehmen. Und mach einfach weiter - auch wenn du es in den letzten Wochen nicht gemacht hast. Gib dir die Chance deinen eigenen Rhythmus zu entdecken. Immer wieder und wieder. Bis du deine eigene Schreibroutine gefunden hast.

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